Wir spiegeln hier einen Beitrag der autonomen-antifa.org aus Freiburg

Die taz berichtete am 17. März über die „Frankfurter Tafelrunde“. Antifas hatten zuvor in einem Restaurant in Frankfurt am Main ein Nazitreffen am 26.01.2024 von mehr als 50 Personen aufgedeckt. Die Recherchen wurden von der Antifa Frankfurt und dem Dokumetzwerk Rhein-Main veröffentlicht.


Bei der „Frankfurter Tafelrunde“ handelt es sich um einen Kreis von Rechten und Rechtsradikalen, von Katholiken und Antisemiten. Die „Frankfurter Tafelrunde“ besteht seit 1953 und trifft sich jeden Winter einmal pro Monat.
Laut Frankfurter Rundschau/dpa vom 9. Februar hat die Stadt Bad Vilbel, 10 Kilometer nordöstlich von Frankfurt gelegen, die Zusammenarbeit mit der Gastgeberin des Frankfurter Nazitreffens beendet: Astrid Gräfin von Luxburg. Bisher war die „Gräfin“ die Kuratorin der „Massenheimer Auenkunst“ im Stadtteil Massenheim.

Astrid organisiert die Treffen zusammen mit ihrem Ehemann Rüdiger von Luxburg, „Alter Herr“ der „Katholischen Deutschen Studentenverbindung Greiffenstein (Breslau) zu Frankfurt am Main“ im „Cartellverband“. Rüdiger von Luxburgs Nazigeschichte reicht von der „Jungen Freiheit“ bis zur „Chattia Friedberg“. Das „Adelspaar“ hat sich bisher wenig überzeugend verteidigt.
Der Referent der „Frankfurter Tafelrunde“ am 26. Januar war der hessische AfD-Landesvorsitzende Andreas Lichert, über den die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 2. Februar schrieb: „Lichert war an dem Kauf einer Immobilie für die rechtsextreme Identitäre Bewegung beteiligt und mehr als zehn Jahre im Vorstand des Trägervereins des Instituts für Staatspolitik des neu-rechten Verlegers Götz Kubitschek aktiv, das vom Verfassungsschutz als ,gesichert rechtsextrem‘ eingestuft wird.“
Konfrontiert von der FAZ bestreitet Andreas Lichert aktuell noch Kontakt zur „Identitären Bewegung“ zu haben, räumt aber Kontakte zum „Institut für Staatspolitik“ von Götz Kubitschek ein: „Zur Identitären Bewegung halte er heute keine Kontakte mehr, zu Kubitscheks neu-rechter Denkfabrik Institut für Staatspolitik aber ,unregelmäßig‘ schon.“
Als weiterer Referent der „Frankfurter Tafelrunde“ in diesem Winterhalbjahr war Walter Post aus München eingeladen. Post ist ein seit Jahrzehnten bekannter Geschichtslügner und umtriebiger Nazireferent, unter anderem bei der „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft“ (SWG). Auch Rüdiger von Luxburgs „Bundesbruder“ Rudolf Willeke steht auf der Liste der „Referenten und Autoren der SWG“.


Parteipolitisch fiel Walter Post bisher nur durch seine erfolglose Kandidatur für die Naziliste „Pro München“ bei der Münchner Kommunalwahl 2008 auf. Damals schrieb a.i.d.a. München:
„Post (Jahrgang 54) war einige Jahre lang Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). 1995 schrieb er sein Buch ,Unternehmen Barbarossa – deutsche und sowjetische Angriffspläne 1940/41‘, in dem wieder einmal Hitlers Angriff auf die Sowjetunion als Präventivkrieg dargestellt wird. Post referiert gern beim extrem rechten ,Kulturkreis Münchner Bürgerverein‘, der ihn als Beirats- bzw. Ehrenmitglied führt. So zuletzt am 25. September 2007 mit einem Vortrag zum Thema ,Die Ursprünge des Kalten Krieges‘ in der Gaststätte ,Alt-Münchner Gesellenhaus‘. 2005 nimmt Post an dem so genannten ,Freiheitlichen Kongress‘ der NPD-Zeitung ,Deutsche Stimme‘, im Arvenahotel in Bayreuth teil und hält einen Vortrag zum Thema ,Dresdner Bombenholocaust‘.
Hauptsächlich treibt sich Post mit seinen braunen Thesen vom ,deutschen Präventivkrieg‘ allerdings bei der ,Nationalzeitung‘, der extrem rechten Zeitschrift ,Deutsche Geschichte‘ (Inning am Ammersee), dem NPD-Parteiblatt ,Deutsche Stimme‘, dem ultrarechten ,Institut für Staatspolitik‘, bei der revisionistischen ,Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt‘, dem ,kulturpolitischen Arbeitskreis‘ (München), der Burschenschaft Danubia, der holocaustleugnenden ,Gesellschaft für freie Publizistik (GfP)‘ und bei Veranstaltungen wie dem ,politischen Neujahrstreffen 2005‘ von Roland Wuttkes/Wolfgang Bukows ,Demokratie direkt‘ oder der extrem rechten ,Verlagsgesellschaft Berg‘ von Gert Sudholt herum.“


Zu dieser Zeit unterstützte die „Frankfurter Tafelrunde“ die Jahrestagung der „Stimme der Mehrheit“ am 3. März 2007 in Fulda. Auch Martin Hohmann nahm an der Jahrestagung mit viel Naziprominenz teil. Später erfüllte Hohmann für die AfD eine wichtige Funktion, als die Partei im September 2017 mit 12,6 Prozent der Zweitstimmen erstmalig in den Bundestag gewählt wurde. Die Partei erhielt 94 Mandate, aber nur wenige Gewählte hatten Bundestagserfahrung. Bei Martin Hohmann war das anders: Er saß erst von 1998 bis 2003 für die CDU im Bundestag, dann bis 2005 als fraktionsloser Antisemit. Von 2017 bis 2021 war Martin Hohmann Bundestagsabgeordneter der AfD.

Mitte der 2010er Jahre tingelte Walter Post mit seinem Vortrag „Der Weg in den Ersten Weltkrieg, Der unnötige Krieg, Als Deutschland Großmacht war“ durch neurechte Kreise. Deutschlands Schuld am 1. Weltkrieg ist für Post nichts als „Siegerjustiz“:
„Politisch korrekt war es lange Zeit, dem Deutschen Reich und Kaiser Wilhelm II. einen Griff nach der Weltmacht und die Alleinschuld am Ersten Weltkrieg zu unterstellen. So wurde diese Siegerjustiz auch im Versailler Vertrag festgeschrieben. […]
War aber Deutschland wirklich alleine Schuld, am Ausbruch des 1. Weltkrieges? Wurde das Deutsche Kaiserreich schon lange vor 1914 von Frankreich, Rußland und England eingekreist? […] Wer machte seine Truppen als Erster mobil und welche Auswirkungen hatte dies?“

Zu dieser Zeit, im Winter 2016 vor acht Jahren, war Björn Höcke am 29.01.2016 bei der „Frankfurter Tafelrunde“ zu Gast. Zehn Monate vorher hatte er den „Flügel“ gegründet.